Sucht
 

Dr. Esther Huser, Fachpsychologin für Psychotherapie

Psychologische Beratung und Psychotherapie in Zürich

Sucht

Was versteht man unter einer Suchterkrankung?

Viele Menschen greifen in Momenten der Ver­zweiflung oder auch in falsch gelernten 'Verarbei­tungs-Mechanismen' zu Substanzen, die ihr Bewusstsein verändern und damit zu einer kurzfristigen Erleichterung führen. Ein Beispiel hierzu ist der junger Mann, der sich nach zwei bis drei Gläsern Alkohol mutiger fühlt und es so schafft, auf Frauen zuzugehen und mit seinen Kollegen mitzuhalten. Ein weiteres Beispiel ist die Frau, die oft im Leben ängstlich und unruhig ist und dagegen gerne und immer häufiger Beruhigungstabletten einnimmt.

Langfristig ist die Gefahr einer Abhängigkeit gross. Ändert sich das Grundproblem nicht, so wird sich auch kaum etwas am kompensierenden Verhalten, d.h. an der Einnahme einer Sub­stanz etwas ändern. Kennzeichen der meisten, 'klassischen' Suchterkrankungen ist, dass sie schleichend kommen und im Regelfall vom Betroffenen, wie auch von den Angehörigen, lange Zeit nicht bemerkt oder bagatellisiert werden.

Wenn jemand regelmässig über längere Zeit eine bestimmte Quantität einer Substanz einnimmt, so lässt mit der Zeit einerseits die positive Wir­kung nach und andererseits werden die Entzugs­symptome stärker. Um diesen beiden Effekten entgegenzutreten, muss die betroffene Person entweder die Dosis steigern oder die Substanz häufiger zu sich nehmen. Damit beginnt ein Teufelskreis, der Abhängigkeit oder Sucht genannt wird.

Was ist eine Verhaltenssucht?

Verhaltenssüchte gehören ebenfalls zu den psychischen Störungen wie auch die Suchterkran­kungen. Sie sind aber nicht dem selben Gebiet zuzuordnen. Als Verhaltenssucht werden z.B. 'Pyromanie' (der unbezwingbare Impuls, Feuer zu legen), 'Kleptomanie' (der unbezwingbare Impuls, zu stehlen), Kaufsucht oder auch Beziehungs­sucht bezeichnet. Der Unterschied liegt darin dass im einen Fall eine eingenommene Substanz im Gehirn die Veränderung auslöst, im anderen Fall aber ein bestimmtes Verhalten.

Welches sind die häufigsten Suchterkrankungen?

Die häufigsten Suchterkrankungen in der Schweiz sind Alkohol- und Medikamentenabhän­gigkeit. Die Dunkelziffern dabei sind sehr hoch, die Verteilung der Suchtarten zwischen Männern und Frauen ungleich. Männer sind eher dem Konsum von Alkohol zugewandt, Frauen neigen zu Abhängigkeit von Medikamenten. Da letzteres weniger auffällig ist - ausser vielleicht für den verschreibenden Arzt - kommen Frauen erst nach jahrelanger oder jahrzehntelanger Abhängigkeit, wenn überhaupt, in Behandlung.

Die Behandlung von Suchterkrankungen

Die Zeitdauer, bis sich ein Mensch mit einer Suchterkrankung in professionelle Behandlung begibt, kann sehr lange und sehr belastend für ihn und seine Umwelt sein. Häufig steht vor diesem Schritt jahrelang der Gedanke im Vorder­grund 'Ich schaffe das schon alleine', ein fataler Gedanke, der unmittelbar die Abhängigkeit aufrecht erhält. Denn Sucht ist ja dadurch gekennzeichnet, dass es der Betroffene nicht alleine schafft, ohne die süchtig machende Substanz zu leben.

Menschen mit Suchterkrankungen sind unfrei: Neben den gesundheitlichen Risiken bestehen auch psychisch grosse Einschränkungen, des Denkens, Fühlens und Handelns. Allmählich dreht sich im Kopf alles nur noch um eine bestimmte Substanz - vom Verstecken, vom Vermeiden, vom Beschaffen bis hin zum Lügen und Betrügen. Andere Menschen ziehen sich nach und nach vom Erkrankten zurück, und eine traurige Zeit der sozialen Isolation und des sozialen Abstiegs beginnt.

Angehörige können einem Betroffenen in den meisten Fällen nicht helfen, seine Sucht in Griff zu kriegen. Sie sollten nicht versuchen, Verant­wortung zu übernehmen, v.a. auch dann nicht, wenn sie sich mit dem Gedanken quälen, an der Sucht des Anderen in irgendeiner Weise 'mitschuldig' zu sein. Die Behandlung und die Thera­pie muss dem professionellen System überlassen werden. Es ist zweifellos enorm schwierig, gewissermassen den geliebten Menschen 'abzugeben', aber es ist der einzige richtige und erfolgsversprechende Schritt.

Sucht und Gehirn

Unser Gehirn verfügt über ein sog. Belohnungszentrum. Dort werden alle kurzfristig positiven Reize abgespeichert, z.B. Lob, gutes Essen, mutiger sein durch ein Glas Wein, etc.

Wenn dieses Zentrum eine positive Erfahrung macht, so werden Boten­stoffe ausgeschüttet, die ein Glücks­gefühl auslösen können. Da eine solche Erfahrung für den Menschen sehr angenehm und wichtig ist, wird er immer wieder versuchen, dieses Glücksgefühl, sei es durch Lob, durch Zucker, Alkohol oder durch die Einnahme von Drogen zu erleben.

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